Gastbeitrag von Sabine Burkardt
Volles Haus in der Stadtbibliothek Hünfeld bei der letzten Veranstaltung aus der Reihe „Leseland Hessen“: Das Interesse, etwas von Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann zu erfahren, was bisher kaum in den zahlreichen Biografien zu lesen war, schien enorm groß.
Und in der Tat lernten an diesem Abend alle Zuhörer eine ganz ungewohnte Seite des Dichters kennen, die Autor Tilmann Lahme in seinem Bestseller „Thomas Mann“ beleuchtete.
Biografien über Thomas Mann gibt es wie Sand am Meer. Doch die von Tilmann Lahme ist etwas Besonderes. Der in 1974 geborene Autor nutzte für seine Recherchen zur Biografie zurückgehaltene Briefe und Tagebucheinträge.
Das Entdecken dieser unveröffentlichten Quellen sei der Ur-Impuls gewesen, ein Buch über die unbekannte Seite des Dichters zu schreiben, verriet Lahme dem Publikum, das sich zunächst in Geduld üben musste, denn der Autor kam zu spät zur Lesung.
Dabei war er gar nicht mit der Bahn unterwegs gewesen, sondern mit dem Auto, mit dem er auf dem Weg nach Hünfeld in eine Polizeiaktion geraten war.
Erste Stadträtin Martina Sauerbier hatte bereits ein Buch gezückt, um an Stelle von Tilmann Lahme daraus vorzulesen, als der Autor gut gelaunt doch noch auftauchte und eine kurzweilige Lesung begann, die eigentlich gar keine war.
Vielmehr erzählte Lahme in unterhaltsamer Weise Episoden aus Thomas Manns Leben, die deutlich machten, dass der Lübecker Schriftsteller zeitlebens mit sich, der Welt und vor allem mit der Liebe zu kämpfen hatte. Er war schwul, und das in Zeiten, in denen man dafür ins Gefängnis kam.
Schon früh habe Thomas Mann gewusst, was mit ihm los ist, musste aber zeitlebens die Fassade eines gutbürgerlichen Familienvaters wahren, um seine Karriere als Dichter und Schriftsteller weiter zu verfolgen.
In einigen Tagebucheinträgen sei zu lesen, dass er seine Sehnsüchte mit Tabletten zu unterdrücken versuchte, erzählte Tilmann Lahme dem Publikum.
Er glaubte sogar an eine Hirnerkrankung, die er nur mit einer Therapie heilen konnte: Die Nähe zu einer Frau. Die war schnell gefunden mit Katia, einer jungen Dame aus gutem und reichem Hause.
Katia war bald nach der Hochzeit eingeweiht, bekam trotzdem sechs Kinder und gab mit ihm gemeinsam nach außen hin das starke Team ab.
Tilman Lahmes nächstes Buch könnte sich wieder mit der Familie Mann beschäftigen, obwohl der Autor eigentlich in die Gegenwartsliteratur eintauchen wolle. Denn Katia sei ebenfalls eine Frau mit unbekannten Seiten, die es zu beleuchten gelte, verriet Lahme.
Die Reihe Leseland Hessen wurde unterstützt vom Land Hessen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Stadt Hünfeld, den Stadtwerken Hünfeld sowie hr2 Kultur.

    


